logo_gaybrandenburg

 

gayBrandenburg Headlinebanner

Reggae und Dancehall voll schwul!

Homophobie und Musik

Homophobie spielt erfreulicherweise in vielen Musikgenren überhaupt keine Rolle. Es gibt jedoch auch hier Ausnahmen, so zum Beispiel im Reggae/Dancehall und Hip Hop/Rap.

Dancehall/Reggae

Im Dancehall gibt es zahlreiche populäre Künstler, die offen Homosexualität in ihren Texten anfeinden. Ein Grund dafür ist der in vielen Musikern stark verwurzelte christliche Glaube der nicht-heterosexuelle Beziehungen als Sünde verurteilt. In den Ursprungsländern des Reggae, wie Jamaika, gibt es das stark verbreitete und tradierte Männerbild: viele Frauen, viele Kinder und die Bereitschaft, dies mit Gewalt zu verteidigen. Schwule Männer werden in Jamaika als Battyman oder Chi Chi Man bezeichnet. So fallen besonders homophobe Lieder unter die Kategorie Battymantunes. Gerade diese Untergruppe des Reggae erfreut sich in der Szene großer Beliebtheit. Inhalte dieser Texte reichen von homophoben Beleidigungen und der Ablehnung von Homosexualität, bis hin zum Aufruf Homosexuelle zu jagen oder zu ermorden. Ein Beispiel dafür liefert eine Zeile aus dem Lied “Ramping Shop” von Vybz Kartel und Spice: Every man grab a gyal / And every gyal grab a man / Man to man, gyal to gyal dats wrong / Scorn dem (Jeder Mann nimmt sich ein Mädchen / Und jedes Mädchen nimmt sich einen Mann / Mann mit Mann, Frau mit Frau ist falsch / verachtet sie) Inzwischen gibt es auch in diesem Genre eine Bewegung gegen Homophobie. Im Jahr 2008  sogenannten Reggae Compassionate Act, einer Vereinbarung zwischen Konzertveranstaltern und Künstlern, wurde sich darauf geeinigt keine homophoben Lieder auf der Bühne zu spielen. Außerdem verhängen einige europäische Länder Einreise- und Auftrittsverbote für Künstler, die für ihre homophoben Texte bekannt sind.

Hip Hop

"Mich in den Po zu ficken geht nicht; Mein Schwanz denkt von alleine, deiner lebt nicht" Zeilen wie diese kennt fast jeder, der sich mit Rap auseinandersetzt. Egal ob Bushido, Fler oder Farid Bang, in vielen ihrer Texte lassen sich homophobe Ansätze erkennen. Teilweise aber auch Mordaufrufe wie im Text “Keine Toleranz” von G-Hot (“Wir dulden keine Schwuchteln!; Vertreibt sie aus dem Land! Raus!; [...] Ich geh mit zehn MG’s zum CSD!”)

Im Gangster-Rap existiert das Bild des harten Mannes, der keine Schwäche zeigen darf. Er verteidigt sein Revier, indem er kleinere runtermacht. Einige Rapper wollen jedoch nicht als generell homophob abgestempelt werden. So versuchte Bushido zum Beispiel in einem Interview mit dem Tagesspiegel zu erklären, “mit Tunte ist kein Schwuler gemeint und mit Nutte nicht jede Frau [...]”, sondern Menschen, die er nicht leiden könne.”
In einer Hausarbeit im Rahmen eines Bachelorstudienganges schrieb ein unbekannter Student folgenes in seinem Fazit: “Worte schaffen bei ständiger Wiederholung Standards. Und Standards schaffen Normen. Der “Homo” kommt da gerade recht, er kann für alles herhalten ohne wirklich gemeint zu sein.” Diese Einschätzung scheint Sinn zu machen, wenn man sich die derzeitige Lage auf deutschen Schulhöfen anschaut. Alles vermeintlich negative ist “schwul”, egal ob es der neue Stundenplan ist, der den Schülern nicht zusagt oder eine Freizeitaktivität des Mitschülers.
Und genau diese Wiederholungen der Verharmlosung und Negativierung des Wortes “schwul” findet man häufig im Rap. Es trägt dazu bei, dass sich diese Negativierung auf schwule Lebensentwürfe überträgt und damit Diskriminierung, Mobbing uns Stigmatisierung einzelner nach sich zieht.

Es geht jedoch auch anders. Der Berliner Rapper Bass Sultan Hengzt veröffentlichte ein CD-Cover, auf dem zwei sich küssende Männer zu sehen sind. Anfangs war diese Veröffentlichung auf Facebook nur als Gag gedacht, nachdem seine Fans immer mal wieder meinten, er sei “schwul”. Doch diese Geste löste einen wahren Shitstorm im Netz aus. Entsetzt über die Intoleranz so mancher Fans entschloss sich Bass Sultan dazu dieses Cover tatsächlich zu drucken und bekam auch Rückendeckung von einigen Rapperkollegen und Politikern wie Cem Özdemir und Volker Beck. Der Rapper selbst findet, dass “die Rap-Szene noch weit davon entfernt ist, sich zu Homosexualität zu bekennen”.

 


Materialiensammlung zum ausdrucken für deine Unterrichtsvorbereitung:

Reggae/ Dancehall:

Reggae Compassionate Act

Ein Kommentar von Selim Özdogan

Interview Sebastian Sturm (Auszug)

 

Interview Gentleman (Auszug)

 

Homophobie im Reggae und Dancehall

Hip Hop/ Rap:

 

Warum Rapper Schwule erniedrigen

Shitstorm - zwei schwule Männer auf Rap-Cover

Interview Bushido

homophobe Texte

Hausarbeit "Kultur- und Medienbildung"

G-Hot - “Keine Toleranz”

 

 


 

Quellen:

http://www.laut.de/Sebastian-Sturm/Interviews/Deutscher-Reggae-erlebt-im-Moment-eine-Schlappe-20-01-2012-893

http://www.tagesspiegel.de/kultur/reggae-kuenstler-tilmann-otto-lasst-endlich-das-gelaber/1803534.html

http://www.soulrebels.org/dancehall/w_compassionate_001.htm

http://der-z-weite-blick.de/themen/reggae-und-dancehall/

http://www.stern.de/kultur/musik/jugendkultur-warum-rapper-schwule-erniedrigen-3751782.html

http://genius.com/Aron-morhoff-ganze-hausarbeit-das-phanomen-homophobie-im-amerikanischen-und-deutschen-hiphop-annotated

http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/werbinich/bushido-ich-bin-ein-spiesser/1028410.html
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/homophobie-im-rap-bass-sultan-hengzt-zeigt-schwule-maenner-und-loest-shitstorm-aus/11415132.html

Drucken E-Mail