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Bingo im Theater

Giacomo´s Tuntenbingo am 19.12. in der Potsdamer Reithalle

(gayBrandenburg - Land und Leute) Wenn man ein wenig Glück hat, erscheint einem im Nachtleben oder in den dunklen Straßen der Landeshauptstadt ein schriller, schräger, lauter und fröhlich - bunter Vogel. Man muss ihn gar nicht lange suchen. Oft ist er im Leander unterwegs oder beim Karaoke - Abend im Gutenberg anzutreffen.

Der, um den es hier geht, kocht und brät im ersten Ich in einer beliebten Studi . Kneipe die sattesten Portionen und im zweiten Ich ist er die Tunte Giacomo. Wer Giacomo begegnet muss vorsichtig sein. Männer werden fast schon schamlos angemacht. Reihenweise erliegen Jungs auf der Straße oder in den Kneipen seinem Charme. Dass das nicht nur zu seiner eigenen Befriedigung geschieht, will die angehende schwule Nonne betont wissen. Zu seiner sich selbst auferlegten Aufgabe gehört es über HIV/ AIDS aufzuklären und praktischerweise gleich Kondome zu verteilen.
Dabei hat Giacomo ganz eigene Methoden entwickelt, um über die Immunschwäche – Krankheit aufzuklären. Gemeinsam mit dem Szenecafé Leander heckte er die Spieleshow: Giacomos Tuntenbingo aus. Die Show, die bisher acht Mal in Potsdams buntester Bar, dem Leander, lief, ist inzwischen absoluter Kult. Dabei werden nicht nur die Bingokugeln gerollt. Wenn Giacomo einen gutaussehenden Mann im Publikum entdeckt, werden schon mal unanständige Fragen gestellt. Um dann, die Antwort kaum abwartend, fröhlich Kondome an alle zu verteilen. Sicher ist sicher! Ach ja... zu gewinnen gibt es bei der Show auch etwas. Aber das ist fast schon nebensächlich.

Jetzt erobert er die große, weite Theaterwelt. Im Nachtboulevard der Potsdamer Reithalle (Hans -Otto - Theater) will Giacomo nun die Bretter, die die Welt bedeuten, testen. Mit dem gefühlten 31- Jährigem haben wir ein Interview geführt.


Warum bist Du eigentlich gefühlte 31. Du bist doch erst 21.
Naja, nach stundenlangen Shows auf hochhackigen Schuhen fühlt man sich danach schon mal 10 Jahre älter.

Hast Du keine Angst, wenn Du als angehende Schwester nachts durch Potsdams Straßen ziehst?

Nee, eigentlich nicht. Viele finden es ganz schau. Kleine Mädchen fragen dann meistens ob ich eine Prinzessin bin. Aber in der Regel schauen die Leute nur und lächeln mich an. Es gibt natürlich auch welche, die irgendwelche blöden Sprüche lassen, aber die werden einfach überhört und diese Leute gehören nun mal mit dazu. Wenn ich denen dann auch noch erklären kann, was ich tue und denen ein Kondömchen zustecken kann, sieht für die auch die Welt wieder ein bisschen bunter aus.

Erkennen dich die Leute, wenn du in zivil bist?
Die wenigsten. Das finde ich auch gut so. In meinem zweiten Ich, gehe ich ganz anders auf Leute zu. Da vertragen auch Heteromänner mal, dass ich sie „berühre“. Als Normalsterblicher ist die Chance schon viel geringer.

Als Tunte kommt man schon besser an?
Ich trenne das ganz klar. Als Giacomo sehe ich einfach immer gut aus und es ist ja nicht so, dass ich zivil keine Kerle anmache. Das klappt auch so ganz gut.

Was möchtest Du den jungen Homosexuellen sagen, die versteckt leben?Uh… ganz viel. (lacht) Zeigt Stolz und Selbstbewusstsein. Seid stockschwul! Seid Kampflesben! Seid Transmänner und Transfrauen! Die Zeit sich zu verstecken ist zum Glück vorbei.

Was sind die Lieblingsgäste in Deinen Shows?
Denen nichts peinlich ist. Die, mit denen ich auch wilde Phantasien auf der Bühne aus leben kann. Gutaussehende Praktikanten und Praktikantinnen brauch ich ja schließlich immer.

Was war Dein peinlichster Moment auf der Bühne?
Oh Gott. Das war erst neulich. Als ein Zuschauer bei meiner Eröffnungsnummer nach vorn kam um mir den Rock zurecht zu zupfen. In meiner Strumpfhose war ein Loch zu sehen, wohl an einer unanständigen Stelle meines Körpers.

Wie kommt das Hans - Otto - Theater auf Dich?

In meinem Stammhaus, dem Leander, hat Offizier Kami (Barmann, Anm. der Redaktion) wohl einen Rotweintrinkendem Schauspieler des Hans - Otto - Theaters meinen Bingoflyer in die Hand gedrückt. Der war da und schien vom Bingo so überzeugt gewesen zu sein, das er meine Nummer raus bekam und mich bereits 1 Woche später anrief.

Bist du vor Deinem ersten Theaterauftritt schon aufgeregt?

Die Leanderbühne ist natürlich ganz großartig. Aber Theater ist echt ein Zacken schärfer. Zurzeit kann ich noch die Kaffeetasse halten. Gerade so.

Du hast ja eine ganz bezaubernde Assistentin?
Richtig. Roberta die Fee. Der ich an dieser Stelle ein ganz großes Glitzerküsschen zukommen lassen möchte. Roberta ist für die Zuschauer quasi die Glücksfee. Und auch für mich. Es ist wirklich anstrengend die Show alleine zu schaffen, da braucht man professionelle Hilfe. Übrigens tritt auch die Transgruppe Sonnenschein bei der Show in der Reithalle auf. Darauf freuen wir uns auch schon ganz doll.

Das Jahr geht zu Ende. Acht Shows im Leander. Jetzt eine Show im Hans Otto Theater. Welche Eroberungen stehen denn im nächsten Jahr an?
Die ganz große Fernsehshow... (lacht) Na Pläne gibt es schon viele. Da müsste das nächste Jahr 700 Tage haben um alle umsetzen zu können. Aber ich werde mich jetzt ein bisschen zurückziehen. Etwas Kraft tanken und neue Projekte ins Leben rufen.

Gibt es noch was zu sagen?
Ja.
Was?
Am 19.12.2009 sind recht herzlich alle zum Tuntenbingo in die Reithalle des Hans Otto Theaters eingeladen. Schiffbauergasse 11, 14467 Potsdam. Einlass ist gegen 21.30 Uhr. 22.00 Uhr geht die Show los. Der Eintritt ist frei. Wir sammeln während der Show Spenden für einen guten Zweck. Und zwar einmal für die DRAGS in Potsdam und das HIV / AIDS Präventionsprojekt LOVE SEX SAFE


Wir bedanken uns für das nette Gespräch. Und TOI TOI TOI.

Interview: Adolar
Foto: Giacomo

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