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AGNES: Sexuellen Übergriffen frühzeitig begegnen

(Gaybrandenburg - Redaktion) Aus  meiner zehnjährigen Tätigkeit als Leiter der Schiedsstelle in Potsdam und jetzt 2-jähriger Tätigkeit als Berater in unserem schwul-lesbischen Antigewaltprojekt AGNES (www.agnes-brandenburg.de) haben sich folgende Erkenntnisse zu Gewalterfahrungen junger Schwuler gewinnen lassen, die anderen zumindest helfen könnten sich zu schützen.

Im Gegensatz zur heterosexuellen Vergewaltigung die oftmals spontane Tathandlungen ohne lange vorausghehende Planungen sind und zumeist Frauen treffen, die einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort sind, und lesbischer Gewalt die sich fast immer innerhalb von festen oder gelebten Beziehungen abspielt und somit eher in den Bereich häuslicher Gewalt fallen, sieht das bei Übergriffen auf junge Schwule durch zumeist ältere Männer ganz anders aus. (Gleiches gilt aber auch für junge Mädchen in Abhängigkeit von Autoritätspersonen)


Diese Taten sind fast immer Teil eines längeren Prozesses, dessen Bestandteile (Tatvorbereitende Handlungen)  sich meist gleichen und somit, bei Erkennen dieser, auch abgestellt werden könnten.

Berührungen häufen sich

Lange bevor ein Abhängigkeitsverhältnis "kippt", gibt es Warnzeichen.

Es fängt mit kleinen Bevorzugungen an und steigert sich langsam: Der Auserwählte wird besserbehandelt als andere, bekommt Sonderaufgaben, darf kleine persönliche Aufträge erledigen.
"Unabsichtliche" körperliche Berührungen häufen sich. Dann folgen Vertraulichkeiten. Die Respektsperson macht sich klein, erzählt von eigenen Problemen und bittet um Rat. Sie fragt intensiv nach sexuellen Vorlieben. Die Atmosphäre knistert,ist voll erotischer Spannung.


Fünf Prozent werden handgreiflich

Etwa fünf Prozent der Fahrlehrer, schätzte jüngst Irmgard Vogt, Gerichtsgutachterin im Heilbronner Fahrlehrermissbrauchsprozess, werden handgreiflich.Das entspricht etwa dem Prozentsatz, der auch bei Pfarrern, Psychotherapeuten und anderen Respektpersonen angenommen wird.
Zumeist Schritt für Schritt tastet sich der Täter vor. Anfangs zeigt sich das Opfer zumeist noch zurückhaltend. Dann gibt man immer bereitwilliger Auskunft. Die Fragen werden intimer, schlüpfriger. Welche Praktiken man bevorzuge, wie viele Männer man schon hatte? Viele Jungs übertreiben dann gern, behauptet es seien schon einige mehr gewesen und heitzen damit die Situation noch weiter an.

Besonders Jungs, die zeigen wollen, dass ihnen keiner was vormacht, geben meist solange an, bis Ihnen das Spiel entgleitet. Der Täter rückt näher, er will "kuscheln". Die Jungs machen mit, obwohl sie lieber reden wollen. Aus Kuscheln wird Sex. Er schenkt ihm z.B. 50 Euro und schärft ihm ein, niemandem etwas zu erzählen.

Der Vertrauensbeweis schmeichelt

Man erzählt den Eltern zumeist nichts von dem Erlebnis. Auch nicht von demGeld, weil man dann unangenehme Fragen beantworten müsste zumindest wenn die Eltern sich noch soweit um die Belange des Jugendlichen kümmern. Beim nächsten Mal kann es dann schon zu weit gehen:  Der Täter will mit dem Jugendlichen über angebliche Probleme mit einem Freund reden. Der Vertrauensbeweis schmeichelt, es gibt Alkohol ohne Ende bis man ohne Umschweife zur Sache kommt. Nur das diesmal der Junge eigentlich nicht will. Wenn er Pech hat, auch gegen seien Willen. Manche Täter macht es nur noch mehr an, wenn man weint und fleht aufzuhöhren, da ihre Machtposition und Ihre dominierende Rolle Teil dieser perfiden Sexualität sind. Gerade die Schmerzen, die der andere sichtbar hat sind für einige Täter oft egal, es wird einfach weiter gemacht und "wie von Sinnen" vergewaltigt. Oft kommen die Opfer dann mit großflächige Schürfungen und Einblutungen im Analbereich und Blutergüssen an den Hüften und am Penis ins Krankenhaus, also Verletzungen, die man bei normalem Geschlechtsverkehr noch nie gesehen hat.

Im Anschluss hilft zumeist nur eine Psychotherapie. Viele Opfer leiden unter Konzentrationsstörungen und werden immer wieder heftig von Bildern überflutet. Oft können sie nur mit Hilfe von Beruhigungsmitteln schlafen.

Aber auch im Gerichtsverfahren ist es mit schwulen Jungs anders. Sie sind meist leider nicht das, was man unter einem "guten" Zeugen versteht. Oft wollen sie auch überhaupt nicht aussagen, weil sie sich schämen und nicht als uncool gelten wollen und wenn, dann widersprechen sie sich häufig.

Gerade wenn sie bis zu 8 mal befragt werden: Polizei, Arzt, Gutachter, Staatsanwalt, Gericht, Therapeut, 2.Gutachter, 2.Gericht steigt die wahrscheinlichkeit, dass sie sich nicht mehr so gut erinnern können.

Auch lassen sich in der heutigen Zeit dank Internet (StudiVZ,Gayromeo, Facebook u.a.) für den Verteidiger des Angeklagten leicht Foto- oder Videobeweise finden, die das Opfer bei Partys, in betrunkenem Zustand oder sogar in erotischen Posen zeigen und so die Glaubwürdigkeit nochweiter  in Frage stellen, so dass die Strafen für diese Täter nach meiner Beobachtung oftmals geringer ausfallen als bei heterosexuellen.

 

Autor: CarBo

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