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Von Königen und Queens

Schwule Bildungsrunde durch die Stadt / Kartoffelanbau mit Folgen
(Maerkische Allgemeine Zeitung) Wer schrille Outfits und ein grell-buntes Prozedere erwartet hatte, wurde enttäuscht: der Stadtspaziergang zum Christopher Street Day (CSD) Potsdam 2010 am Samstagnachmittag war nicht mit Berliner Verhältnissen vergleichbar, sondern das beschauliche Begängnis von etwa dreißig Homosexuellen und ihren Unterstützern. In der Friedenskirche hatten sie zuvor mit Stadtkirchenpfarrer Markus Schütte einen Ökumenischen Gottesdienst gefeiert; die katholische Gemeinde hatte abgesagt.
Uwe Fröhlich von den Potsdamer Grünen führte die Gruppe von Potsdamern, Berlinern und Brandenburgern hinter der Kirche am Wasser entlang: „Hier befand sich in Vorwendezeiten, als es für Schwule noch keine öffentliche Plattform gab, das Cruising Areal. Wer jemanden anonym treffen wollte, konnte hier spazieren gehen, auch wenn man nie wusste, ob nicht die Stasi mit dabei war.“

Weiter ging es zum Grab Friedrichs II. vor Schloss Sanssouci. An der letzten Ruhestätte des toleranten Königs erzählte Fröhlich, wie die Kartoffel in Preußen Einzug hielt und welch unerwünschte Nebenwirkungen die Samenkapsel der Kartoffelblüte hatte, Durchfall nämlich: „Die Bauern hatten einfach keine Lust auf Diarrhöe und so.“

In den vergangenen Jahren gebot es die Tradition, während des Spazierganges vor dem Stadthaus Halt zu machen und dort die Regenbogenflagge zu hissen. Aufgrund des Flugzeugunglücks bei Smolensk und der Trauerbeflaggung fiel dieser Programmpunkt am Samstag aus; er findet später statt.

Auffällig war dieses Jahr die niedrige Frauenquote unter den CSD-Teilnehmern. Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Schwusos-Arbeitsgruppe in der SPD, Martina Wilczynski, vermutet, dass Frauen insgesamt immer noch zurückhaltender sind. Fröhlich hält dagegen: „Lesben sind heute in der Gesellschaft schon anerkannter als Schwule.“

Am Abend erlebte das kultige TV-Ratespiel „Dalli, Dalli“ eine Wiederauferstehung auf der „Queensday“-Bühne im Holländischen Viertel. Margot Schlönzke vom „Ministerium für Tuntensicherheit“ moderierte charmant. Für die Rateteams hatte man Kommunalpolitiker gewonnen – unter ihnen Martina Engel-Fürstberger (FDP), Lutz Boede (Die Andere) und Nils Naber (Grüne). Besondere Großherzigkeit zeigte die CDU mit Hans-Wilhelm Dünn, die den Tunten im Fall eines CDU-Wahlsiegs das „alternative Soziokulturprojekt Freiland’“ in Aussicht stellte: „Das kriegt man ja sozusagen geschenkt.“

Autorinnen: Von Steffi Pyanoe und Ildiko Röd

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