PIERRE GOUFFAULT VERSTORBEN

(Gaybrandenburg - communityTicker) Am Sonntag, dem 20.12.2009 ist der Präsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees, Pierre Gouffault, nach schwerer Krankheit in Paris im Alter von 85 Jahren verstorben. Mit Pierre ist ein und guter Freund von uns gegangen. Wir sind tief betroffen von seinem Tod, den wir nicht fassen können. Pierre Gouffault hatte sich immer wieder dafür eingesetzt, das Andenken an die homosexuellen Opfer des KZ Sachsenhausen zu bewahren und am Ort des Aussenlagers Klinkerwerk, wo 1942 die Mordaktion an den Häftlingen mit dem Rosa Winkel stattfand, eine Gedenkstätte einzurichten. (Bild von Pierre Gouffault bei seiner letzten Rede am Klinkerwerk 2009)pdf klinkerwerk_001 21/04/2009,14:31

Pierre Gouffault war Überlebender des KZ Sachsenhausen, seit 1984 war er Generalsekretär der französischen Amicale und seit 2002 Präsident des Internationalen Sachsenhausen Komitees, dessen Schatzmeister er bereits seit 1974 gewesen war. Seit 1983 gehörte er dem internationalen Beirat der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten an. Außerdem war er Mitglied des Fördervereins des Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen e.v.Pierre Gouffault wurde 1924 in Paris geboren. Nach dem Tod des Vaters, der 1929 an den Folgen einer Verletzung aus dem 1. Weltkrieg starb, wuchsen er und sein Zwillingsbruder Roger bei der Mutter auf. Nachdem er 1942 mit Entsetzen erleben musste, dass seine jüdischen Mitschüler den gelben Stern tragen mussten, schloss Gouffault sich zusammen mit seiner Mutter und seinem Bruder dem Widerstand gegen die nationalsozialistische Besatzung an. Am 13. Dezember 1942 wurden sie verhaftet, am 25. Januar 1943 traf Pierre mit dem ersten großen Transport französischer Widerstandskämpfer aus dem Internierungslager Compiègne im KZ Sachsenhausen ein. Dort erhielt er die Häftlingsnummer 59.092. Kurz darauf wurde er in das Außenlager Heinkel überstellt, wo ihm die Unterstützung von Kameraden mehrfach das Leben rettete. Anfang 1945 war er für kurze Zeit im Außenlager Klinkerwerk, bevor er auf dem Todesmarsch am 2. Mai 1945 in der Nähe von Wittstock die Befreiung erlebte.Nach seiner Rückkehr nach Paris geschah, worauf er kaum zu hoffen Gewagt hatte: Er traf sein Mutter und seinen Bruder wieder, die ebenfalls Gefängnis und KZ-Haft überlebt hatten. Pierre Gouffault war danach in der metallverarbeitenden Industrie tätig, zuletzt als Leiter des Personals und der Fertigung in einem Betrieb mit 1.000 Beschäftigten. 1951 heiratete er seine Frau Lucienne, die er liebevoll Lulu nannte. Aus Anlass des 10. Jahrestages der Befreiung nahmen sie 1955 gemeinsam an der ersten "Pèlerinage" der französischen Amicale nach Oranienburg teil. Die Wiederbegegnung mit dem ehemaligen KZ Sachsenhausen wurde für beide Zum Schlüsselerlebnis, denn danach stellen sie sich in den Dienst für die französischen Sachsenhausen-Überlebenden und ihre Familien. Vor allem seit dem Eintritt in den Ruhestand bildete die familiäre Gemeinschaft der Kameraden und ihrer Angehörigen das Zentrum seines Lebens. Alljährlich organisierten er und seine Frau die "Pèlerinage" zu den Befreiungsveranstaltungen in der Gedenkstätte Sachsenhausen, so auch im April dieses Jahres.Im Januar 2009 wirkte Gouffault bei der Verabschiedung der Erklärung "Erinnerung bewahren – authentische Orte erhalten – Verantwortung übernehmen" in Berlin mit, des Vermächtnisses der Überlebenden der Konzentrationslager. Bei einer Pressekonferenz forderte er, dass der europäische Widerstand in der Arbeit der Gedenkstätten auch künftig gewürdigt werden müsse. Er würdigte die Anstrengungen, die in Deutschland und vor allem auch in Brandenburg für die Sanierung und Neugestaltung der Gedenkstätten unternommen worden sind. Gouffault forderte in diesem Zusammenhang, "dass auch in der Zukunft über diese internationalen Orte nicht nur deutsche Politiker, sondern Menschen aus allen Ländern Europas mitbestimmen". Besorgt zeigte er sich hinsichtlich von Orten mit zweifacher Vergangenheit, wo es keine Vermischung der historischen Phasen geben dürfe: "Ursachen und Wirkungen müssen klar benannt und die Unterschiede deutlich gemacht werden, auch wenn wir anerkennen, dass nach 1945 neues Leid und neues Unrecht geschehen ist."

 

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