Homo-Mahnmal im Berliner Tiergarten demoliert

Sichtfenster am Denkmal für im Nationalsozialismus verfolgte Homosexuelle eingeschlagen / spontane Mahnwache / LSVD: "Berlin erlebt Gewaltserie gegen Lesben und Schwule"

BERLIN (red) Das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Berliner Tiergarten ist in der Nacht zu Samstag (16.08.) schwer beschädigt worden. Unbekannte schlugen das Sichtfenster ein, durch das man zwei küssende Männer in einer sich wiederholenden Filmschleife betrachten kann. Nach Polizeiangaben sind sowohl Täter, als auch die Hintergründe der Tat bisher unklar. Das erst im Mai diesen Jahres eingeweihte Denkmal erinnert an die etwa 100.000 von den Nationalsozialisten verfolgten schwulen Männer, von denen mehr als die Hälfte nach Paragraph 175 verurteilt oder in Konzentrationslager deportiert wurden.

Auf einer kurzfristig organisierten Mahnwache am Montagabend (18.08.) erklärte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) vor etwa 250 Teilnehmern, dass ein "...Anschlag auf dieses Denkmal eindeutig gegen Homosexuelle gerichtet..." sei. Das ließe sich laut Wowereit feststellen, "...ohne dass man weitere polizeiliche Ermittlungen abwarten muss." Tatsächlich hat sich inzwischen der Staatsschutz in die laufenden Untersuchungen eingeschalten.

Derweil verurteilten parteiübergreifend auch weitere Politiker die Tat. So erklärte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU), der erst im Mai das Mahnmal eröffnet hatte, dass sich die Gesellschaft "für mehr Toleranz und Respekt vor der Würde des Anderen" engagieren müsse. Jörg van Essen, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion, sieht in dem Anschlag einen "Ausdruck einer weit verbreiteten hohen Gewaltbereitschaft. Dies gilt insbesondere für den Bereich von männlichen Jugendlichen mit Migrationshintergrund." Deshalb müsse der Anschlag Anlass sein, "...gegen jede politisch, sexistisch oder rassistisch motivierte Gewalt in unserem Lande vorzugehen", so van Essen weiter.

Der LSVD fordert unterdessen einen 'Aktionsplan gegen Homophobie'. Berlin habe in den vergangenen Wochen eine Gewaltserie gegen Schwule und Lesben erlebt, erklärte LSVD-Sprecher Günter Dworek: "Es ist dringend notwendig, die gesellschaftlichen Anstrengungen gegen Homosexuellenfeindlichkeit deutlich zu verstärken: in Schule und Jugendarbeit, in der Integrationspolitik, bei der Gewaltprävention. Antihomosexuelle Gewalt muss endlich auf allen politischen Ebenen ernst genommen werden", erklärte Dworek.

Drucken