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5. Fachtagung HIV und Aids

(GayBrandenburg - Redakion) Am 22.11.06 fand die 5. Fachtagung HIV und AIDS in Brandenburg in der Staatskanzlei statt. Herr v. Braunmühl, Abt.-Ltr. aus dem Brandenburgischen Gesundheitsministerium eröffnete die Fachtagung und hob nocheinmal die Wichtigkeit des Themas HIV und AIDS für die Landesregierung hervor. Besonders interessiert und erfreut zeigte er sich zu den erstmals präsentierten Vorschlägen von KATTE e.V. in Zusammenarbeit mit Verdi zur Prävention im MSM - Bereich, also bei Männern, die Sex mit Männern haben. Dies greife man gerne auf, um sich in der Zukunft auch in diesem Bereich stärker zu engagieren.
Dr. Wolfgang Güthoff, der die Infektionsambulanz im Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann leitet und dort ca. 100 HIV Patienten aus Potsdam betreut, gab einen Überblick über die aktuelle Situation in Brandenburg und die Entwicklungsfortschritte bei neuen Medikamenten. Auch er zeigte sich im persönlichen Gespräch besonders erfreut, dass mit Katte e.V. nun endlich auch ein aktiver Partner im MSM Bereich gefunden wurde, der bislang gefehlt hatte.

Grosses Interesse wurde uns und unserer Arbeit auch von den Vertretern  verschiedener Gesundheitsämter entgegengebracht. Als besonders problematisch sehen wir die noch immer unterschiedliche Handhabung von Hepatitis- Schutzimpfungen für Risikopatienten wie Homosexuelle in den einzelnen Kreisen an. Während in Poitsdam das Gesundheitsamt grundsätzlich darauf besteht, dass Risikogruppen, wie Homosexuelle die Kosten der Impfung (rund 150 EUR) vorher auslegen um dann bei Ihrer Krankenkasse einen Antrag auf Kostenerstattung zu stellen, hat das Gesundheitsamt Neuruppin dafür beispielsweise einen extra Fond und beklagt eher, dass die Impfung dort zu wenig wahrgenommen wird.

Ein weiterer wichtiger Punkt war die Diskussion um das neue Gesundheitsdienstegesetz, was gerade im Landtag nach der Verbändeanhörung nun in die  parlamentarische Endphase geht. Dabei soll der kostenlose HIV-Test nach derzeitigem Stand den Hausärzten übertragen werden, was wir aus verschiedenen Gründen ablehnen. Zum einen ist damit kein anonymer Test mehr möglich, denn dem Hausarzt ist der Patient natürlich immer bekannt, was dazu führen würde, dass viele Tests garnicht erst stattfinden und so die Verbreitung von HIV gradezu befördert wird. Ein zweiter Punkt wurde erst im Gespräch mit dem (Nachbar-) Standpersonal von Boehringer Ingelheim deutlich, die gerade  einen neuen hochinteressanten Rechtswegweiser für das Arzt/Patienten Verhältnis bei HIV Patienten herausgegeben haben. Der Hausarzt wäre ja rechtlich verpflichtet, wenn er auch nur die Möglichkeit einer Infektion von anderen Familienangehörigen befürchtet, diese über die HIV-Infektion ihres Angehörigen Zwangsaufzuklären. Dieses steht für uns im eklatanten Widerspruch zum Selbstbestimmungsrecht des Patienten selbst zu entscheiden, ob und wann er welche Angehörigen informieren möchte und wie er sich und andere schützen wird.

Aus diesen Gründen muss der anonyme Test im Gesundheitsamt unbedingt erhalten bleiben, mal abgesehen von dem ungeheuren Druck und Leid dem sonst auf die HIV-Patienten ausgesetzt wären.

Gleichermassen wichtig und interessant war auch der Beitrag der Potsdamer Sozialarbeiterin Sabine Kaschubowski (Bild links) von der Potsdamer AIDS-Hilfe zur Umsetzung des EU Bordernet Programms zur länderübergreifenden Prävention in Grenzgebieten, hier Deutschland/Polen. Schliesslich bleibt zu hoffen, dass durch solche Art der Zusammenarbeit sich die Lebensverhältnisse gerade auch von Schwulen und Lesben in Polen, die trotz EU Beitritt noch weit Diskriminierungsschutz und der Chancengleichheit entwickelter westlicher Industriestaaten entfernt sind, entscheidend verbesern und Ihnen der Druck zur Ausreise genommen wird.

Der zweite Beitrag von Frau Muriel (Bild rechts) und verschiedenen anderen Migrantinnen über zusammen fast 3 Stunden zur Situation bei Migrantinnen und Migranten wurde eher gemischt aufgenommen. Sicher ist es einerseits schwer diese in Brandenburg auch garnicht so oft involvierte Zielgruppe überhaupt zu erreichen. Andereseits wurde von ihren langgezogenen und von mehreren sich zum Teil wiederholenden Reden zu diesem Thema nur das Recht auf Muttersprache  im Gesundheitswesen wirklich wahrgenommen, wobei schon nicht mehr deutlich wurde, ob nun mehr dem Patienten durch Aufklärung geholfen werden sollte oder eher den Mediatoren unter den Migrantinnen durch ihre Anerkennung als Gerichtsdolmetscher.

Insgesamt war unsere erste Vorstellung und unserer Offensive zur Prävention bei HIV und AIDS von schwulen Männern im Rahmen der "Initiative Brandenburg - Gemeinsam gegen AIDS" ein voller Erfolg. Nachdem der von uns betreute MSM Bereich, der ja immerhin auch in Brandfenburg die stärkste Betroffenengruppe stellt, in den letzten Jahren mangels qualifiziertem vorhandenen Ansprechpartner ein wenig ins Abseits geraten war, gilt es nun, ihn wieder mehr in den Focus des Interesses zu rücken.

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