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Flaggenhissung "...nicht erlaubt, aber toleriert"

Studenten der Uni Potsdam ziehen trotz Verbotes die Regenbogenflagge auf /
Hochschul- Leitung gibt unter "öffentlichem Druck" in letzter Minute grünes Licht

Flaggenhissung_nicht_erlaubt_aber_toleriert

POTSDAM (red) Seit Dienstag (22.04.) vormittag weht die Regenbogenflagge auch über dem Uni-Campus am Neuen Palais. Im Rahmen des CSD-Brandenburg und der gegenwärtig an der Uni veranstalteten Aktionstage gegen Sexismus und Homophobie und an einem eigens dafür beschafften Fahnenmast, nur etwa 50 Meter neben den offiziellen Masten der Hochschule. Erst im letzten Moment lenkte die Uni-Leitung ein: Man wolle die Flaggenhissung zwar nicht offiziell erlauben, nunmehr jedoch tolerieren. Das erfuhr ASTA-Referentin Dorit Horn (Bild links) nach eigenen Angaben in einem Telefonat nur wenige Minuten zuvor. Ursprünglich war das gesammte Vorhaben der schwul-lesbischen Hochschulgruppe 'QueerUP' untersagt worden (gaybrandenburg berichtete).

 

Dabei wolle man es auch belassen, erklärte Uni-Vize-Präsident Thomas Grünwald (Bild rechts): "Wir werden jedoch nichts unternehmen, um die Fahne wieder abzunehmen." Grünwald räumt ein, die Uni sei mit ihrer Entscheidung gegen die offizielle Hissung "unter öffentlichen Druck" geraten, bleibe aber bei ihrem Beschluss nach dem Gleichbehandlungsgrundsatz: Erlaube man die Regenbogenfahne, müsse man auch anderen Gruppen oder Initiativen eine Zusage geben.

Bei den Studenten gab es dafür wenig Verständnis: Eine Haltung für Toleranz gegenüber Schwulen und Lesben sei nunmal alternativlos.

 

Lies auch:

Märkische Allgemeine (MAZ) vom 23.04.2008

Potsdamer Neueste Nachrichten (PNN) vom 23.04.2008

 

gaybrandenburg.de vom 20.April 2008

Regenbogenflagge soll doch über der UNI flattern

Potsdamer Universität verbietet offizielles Hissen wegen angeblich 'fehlender Hochschul- Relevanz' und kassiert scharfe Kritik von Politikern / jetzt hissen die Studis ohne Erlaubnis

POTSDAM (red) Als einen "echten Rückschritt" charakterisierte Sozialministerin Dagmar Ziegler am Samstag (19.04.) die Entscheidung der Potsdamer Universität, eine eigene Regenbogenflaggenhissung der Hochschulgruppe 'QueerUP' auf dem Campus am Neuen Palais zurückzuweisen. Sie hoffe nun auf ein baldiges Fehlereingeständnis seitens der Uni-Leitung.

Gleich mehrere Vertreter von Politik und Community nutzten die Regenbogenflaggenhissung vor dem Potsdamer Stadthaus am vergangenen Samstag, um Kritik am Vorgehen der Uni zu äußern. Dort beteuerte man auf Nachfrage hin lediglich, dass man mit dieser Maßnahme die Außenwahrnehmung auf hochschulpolitische Themen beschränken wolle.

Am kommenden Dienstag will die schwul-lesbische Hochschulgruppe 'QueerUP' gemeinsam mit dem ASTA nun ohne 'den Segen' der zuständigen Gremien eine Regenbogenflagge hissen: Auf dem Campus am Neuen Palais, um 10:45 Uhr, quasi in der 'großen Pause' und am eigens dafür selbst beschafften Fahnenmast.


gaybrandenburg.de vom 15. April 2008

Regenbogenflaggenhissung von UNI-Leitung abgelehnt

Angeblich kein hochschulpolitisches Thema: Potsdamer Universität weist Antrag der Hochschulgruppe "QueerUp" zurück / Proteste und Unverständnis in der Community

POTSDAM (red) Eine Regenbogenflagge über dem Potsdamer Uni-Campus soll es zum CSD-Brandenburg 2008 nicht geben. Das entschied kürzlich das Präsidium der Hochschule mit der Begründung, dass „die Außenwahrnehmung der Hochschule in ihrer Gesamtheit vornehmlich auf hochschulpolitische Themen beschränkt sein sollte“. Damit lehnte das Gremium eine entsprechende Anfrage der LesBiSchwulen Hochschulgruppe „QueerUP“ ab, anlässlich des Christopher Street Days sowie der gegenwärtig an der Uni veranstalteten Aktionstage gegen Sexismus und Homophobie auf dem Campus am Neuen Palais die Regenbogenflagge zu hissen.

Gleich an mehreren Stellen in der brandenburgischen Community ist man über diese Haltung erstaunt: Das impliziere, dass Themen wie Homo-, Bi- oder Transsexualität an der Universität keine Rolle spielen würden.

QueerUP, eine offiziell eingetragene Hochschulgruppe, reagiert enttäuscht über die Haltung der Universitätsleitung. „Mit dieser Antwort spricht uns das Präsidium die Hochschulrelevanz ab.“, erklärt Martin Neumann, Mitglied der Gruppe. Lebens-, Arbeits- und Studienbedingungen würden auch sonst als Bestandteil der Hochschulpolitik verhandelt und öffentlich gemacht. „Kein Mensch kann ein Studium erfolgreich absolvieren, wenn vor KommilitonInnen zentrale Aspekte des persönlichen Lebens wie die Sexualität verheimlicht werden müssen.“, ergänzt Dorit Horn, Referentin für Geschlechterpolitik im AStA der Universität Potsdam. Auch die Gleichstellungsbeauftragte der Universität, Barbara Schrul, reagiert überrascht auf die Nachricht: „In meinem Verständnis für die Ausübung meines Amtes sehe ich mich in der Verantwortung, durch gelebte Toleranz die Interessen der Studierenden, die sich in den verschiedenen hochschulpolitisch aktiven Gruppierungen engagieren, so auch von QueerUP, zu vertreten und ihre Initiativen anlässlich der Aktionstage gegen Sexismus und Homophobie zu unterstützen.“, stellt Barbara Schrul fest.

Carsten BOCK, Vorstand der kommunalen Arbeitsgemeinschaft Tolerantes Brandenburg (Katte e.V.), fordert in diesem Zusammenhang die brandenburgische Wissenschaftsministerin Johanna Wanka auf, dafür Sorge zu tragen, "...dass die entscheidende Bedeutung, die sie der erstklassigen Forschung und Lehre an den Hochschulen beimisst, nicht dadurch beschädigt wird, dass bestimmte gesellschaftspolitische Probleme künftig keine hochschulpolitischen Themen mehr sein sollen." Heute seien es nur die Fragen der Aktzeptanz und Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben, die hier ausgeklammert werden sollen, "...nur was wird das Präsidium der Uni Potsdam morgen zum Un-Thema der Hochschule erklären?", so Bock weiter: "Dieser vorauseilende Gehorsam erinnert schon stark an die Vergangenheit in Zeiten verschiedener Diktaturen und kann auf keine Fall zugelassen werden, wenn wir nicht unsere Zukunft gefährden wollen."

In Zusammenarbeit mit dem AStA und lokalen queeren Initiativen will QueerUP dennoch die Regenbogenflagge hissen. An einem eigenen Fahnenmast soll am Dienstag, 22. April, um 10.45 Uhr auf dem Campus am Neuen Palais vor dem Haus 11, zum ersten Mal in der Geschichte der Potsdamer Universität das farbenfrohe Wahrzeichen der Homo-Bewegung zu sehen sein, teilte die Hochschulgruppe heute (15.04.) mit. (Die vollständigen Pressemitteilungen und Statements sind nachlesbar im Kommentar-Anhang)

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