III.4.3. - Kinder/Jugend

III. - Handlungsfelder des "Aktionsplan Queeres Brandenburg"
III.4. - Handlungsfeld - Familie, Jugend, Kinder und Lebenspartnerschaft
III.4.3. - Kinder und Jugend

Nach heutigem Wissensstand machen manche Kinder beim Heranwachsen oft bereits vor der Pubertät die Erfahrung, dass sie den Erwartungen an ein „typisches“ Mädchen- bzw. „typisches“ Jungenverhalten nicht entsprechen. LSBTTIQ*-Kinder nehmen wahr, dass ihr Verhalten als „abweichend“ von der Norm aufgefasst wird.

Aus der oft wenig verständnisvollen Reaktion aus dem Umfeld des Kindes entstehen innere und/oder äußere Konflikte, die sich auch belastend für seine weitere Entwicklung auswirken können. Diese gemachten Erfahrungen prägen die Kinder langfristig. Im Jugendalter wird dies sogar noch verstärkt, wenn Selbstwertkonflikte und die Phasen des inneren und äußeren Coming-outs hinzutreten. Dies kann Ängste und Einsamkeitsgefühle entstehen lassen, mit der Folge, dass die Suizidgefahr bei lesbischen, schwulen oder Trans*-Jugendlichen um ein Vielfaches höher liegt als bei heterosexuellen Jugendlichen.

Eine zentrale Herausforderung für LSBTTIQ*-Jugendliche stellt ihr Coming-out dar, ob in der Familie oder bezogen auf die Reaktion ihres Freundeskreises. Dies ist teilweise ein langandauernder Prozess für die Jugendlichen. Ein Rückzug aus dem gewohnten Umfeld ist bei queeren Jugendlichen nicht selten. In dieser Zeit sind Rückhalt und Zuspruch aus dem familiären und sonstigen Umfeld aber besonders wichtig. Aus der Online-Befragung geht hervor, dass mehr als die Hälfte der Befragten bei ihrem Coming-out jünger als 20 Jahre alt sind. Nur bei wenig mehr als zehn Prozent der Befragten findet das Coming-out in den 30ern oder später statt.

Bei Inter*-Jugendlichen setzt die Auseinandersetzung mit dem „Anderssein“ in der Familie und bei sich selbst viel früher ein. Daher müssen Unterstützungsangebote bei ihnen frühzeitiger greifen als bei anderen Personengruppen aus dem LSBTTIQ*-Bereich. Hier sind bereits die betreffenden Eltern anzusprechen, da Fragen zur Intersexualität des Kindes in der Regel bereits nach der Geburt auftreten.

Auch Kinder aus Regenbogenfamilien(*39) sollten hier nicht vergessen werden, denn sie stehen – trotz eines positiven gesellschaftlichen Wandels –vor spezifischen Herausforderungen aufgrund ihrer Familienkonstellation. Sie sollten ebenfalls die Möglichkeit erhalten, sich bei Sorgen oder Ängsten an eine vertrauenswürdige Person, ohne Angst vor Zurückweisung oder Abwertung, wenden zu können.

Die Landesregierung setzt sich dafür ein, dass alle Heranwachsenden, die Möglichkeit erhalten, zu starken und selbstbewussten Persönlichkeiten heranwachsen können.


(*39)Regenbogenfamilien bestehen zum Beispiel aus zwei Müttern oder zwei Vätern, aus zwei Müttern und einem Vater oder aus Eltern, wo ein Elternteil entschieden hat, seine eigentliche geschlechtliche Identität auszuleben.

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